AUF DÜNNEM EIS - UND WAS TRÄGT MEIN LEBEN?
(Januar 2010; G. Burkhard Wagner)
Jeder von uns wird wohl dieser
Tage die Bilder vom Erdbeben in Haiti im Fernsehen gesehen haben. Ein
schockierendes Ereignis. Plötzlich hat man keinen festen Boden mehr unter den
Füßen. Die Erde ist in Bewegung. Es ist bei dieser Erdbebenstärke schwierig,
sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Der Untergrund, der die Last der
Gebäude trägt, gibt nach. Das Ergebnis sehen wir.
Ihr lieben Leute, nun heißt unser
Thema heute Abend „Was trägt mein Leben?“. Diese Frage stellt man vielleicht
nicht, wenn das Leben seine geordneten Bahnen geht. Wenn wir mit beiden Beinen
auf festem Boden zu stehen meinen. Wenn alles in Butter ist. Wenn wir mit
unserem Leben klarkommen. Diese Frage nach dem, was das Leben denn trägt stellt
man wohl eher, wenn einem sprichwörtlich der Boden unter den Füßen weggezogen
wird. Erst dann merkt man, dass das, was bisher immer so selbstverständlich im
Leben war, nun auf einmal gar nicht mehr selbstverständlich ist. Unsere Frage
könnte man dementsprechend auch umformulieren und fragen: Was gibt mir in
meinem Leben Halt? Woran kann ich mich festhalten, wenn alles um mich herum ins
Wanken geraten ist? Wenn von einem Moment auf den anderen nichts mehr so ist,
wie es war. Was trägt dann noch? Was gibt mir dann die Kraft, nicht zu
verzweifeln? Was gibt mir den Mut, nicht aufzugeben?
Um zu
verdeutlichen, welche Dinge das sein können, die einem den Boden unter den
Füßen wegziehen, will ich einmal ganz persönlich werden. Als ich 14 Jahre alt
war, überfielen mich aus heiterem Himmel Krampfanfälle. Einfach so. Ohne
Vorwarnung. Wochenlange Krankenhausaufenthalte folgten und die Diagnose hieß:
Epilepsie. Das war ein Schlag für mich als 14-Jährigen. Auf einmal durfte ich
nicht mehr allein Fahrrad fahren, nicht mehr allein schwimmen gehen. Immer
musste jemand bei mir sein, um mich im Notfall vor Verletzungen zu bewahren.
Mein jugendlicher Traum, einmal selbst Auto zu fahren, war auch mit einem Mal
dahin. Eine schwere Zeit für mich. Der Boden unter meinen Füßen verdünnisierte
sich. Vielleicht habe ich die Frage nach dem, was trägt damals noch nicht so
bewusst gestellt. Aber im Nachhinein stelle ich sie: Was hat mich damals eigentlich
durchgetragen?
Möglicherweise könnte jetzt jeder
von uns solche Lebensstrecken nennen, in denen unsere Frage drängend wird. Auf
einmal merkst Du, dass sich der Partner eigenartig verhält. Irgendwann kommst
Du dahinter, dass da jemand anderes im Spiel ist. Die Beziehung steht plötzlich
auf der Kippe. Sie bricht auseinander. Scheidung als letzter Ausweg erscheint
am Horizont. Oder du gehst zum Arzt wegen leichten, aber dauerhaften Schmerzen
und bekommst gesagt, dass Du Krebs hast. Diese Diagnose lässt Dir Gedanken
durch den Kopf schießen wie: „Das ist mein Todesurteil.“ Und plötzlich ist alles
anders geworden. Oder vielleicht macht sich bei dem einen oder der anderen die
Verzweiflung breit, weil sie nun Hartz IV beantragen müssen und am Tropf des
Arbeitsamtes hängen. Immer wieder der Gang zum Sachbearbeiter, immer wieder
dieselbe Antwort: „Wir haben keine Arbeit für Sie.“
Ja, alles Beispiele für
Situationen in unserem Leben, in denen sich die Frage aufdrängt: „Was trägt
mein Leben?“ Was gibt mir jetzt die Kraft zum Durchhalten? Woher nehme ich
jetzt die Kraft, mich nicht aufzugeben?
Nun gibt es
darauf durchaus verschiedene Antworten. Vielleicht schauen wir uns ein paar
davon einmal an und überlegen, ob es tragfähige Antworten sind.
Da gibt es
die einen, die sagen: „Ich glaube an mich. Ich schaff das schon. Ich hab mich
bisher immer durchgebissen, wenn’s hakelig wurde. Ich muss mich halt nur
zusammenreißen, dann geht das schon.“ Will sagen: Man sucht Halt bei sich
selbst. Man hält sich an sich selbst fest. Vertraut auf die eigene Stärke, auf
die eigene Zähigkeit. Nun ist das so eine Sache. Wenn ich die Frage noch einmal
stelle: „Was trägt mein Leben?“, dann würde das umgemünzt auf diese Haltung
bedeuten: Ich trage mich selbst. Ich brauche niemand anderen. Das aber
erscheint schwierig. Ich kann nur von jemand anderem getragen werden. Stellen
Sie sich vor, sie legen sich auf eine Trage, umfassen die Tragegriffe mit den
Händen und tragen sich selbst weg. Das wäre genau eine solche Lügengeschichte,
wie die des Barons Münchhausen. Der hat sich angeblich am eigenen Haarschopf selbst
aus dem Sumpf gezogen. Und so erscheint es dann auch im eigenen Leben.
Irgendwann sind die eigenen Kräfte zur Neige gegangen. Irgendwann kommt wohl der
Punkt, an dem ich merke, dass ich Hilfe von außen brauche. Dass ich getragen
werden muss, weil ich nicht mehr aufstehen kann. Weil mich die Probleme
förmlich niederdrücken.
Andere wiederum versuchen, ihren
Halt im Alkohol zu finden. Für den ersten Moment scheint das geistreiche
Getränk tatsächlich die Sorgen wegzuspülen. Man fühlt sich leicht und
beschwingt. Aber auch das hält nicht lange an. Sobald die Promille aus dem
Körper raus sind, ist wieder alles wie vorher. Um das Gefühl der
Unbeschwertheit wieder herzustellen, muss eine neue Flasche aufgemacht werden.
Und alles geht von vorne los. Mit der Zeit wird der sogenannte Seelentröster
Alkohol zum Problem. Man kommt nicht mehr los, ist gefangen. Das, von dem man
dachte, dass es einen trägt, wird nun zur Last.
Wieder andere suchen ihren Halt
bei anderen Menschen. Bei Freunden und Bekannten. Das ist zunächst eine gute
Sache. Wenn man sich gegenseitig hilft und unterstützt, auch miteinander redet,
dem anderen sein Leben mitteilt. Aber auch Menschen sind nur Menschen. Und da
geht es manchmal ziemlich menschlich zu. Ein guter Freund von mir war ein
Lebemann. Er ist so alt wie ich. Für ein halbes Jahr hat er sich freiwillig als
Soldat in den Kosovo versetzen lassen. Vor ein paar Jahren dann hatte er einen
schweren Autounfall. Es war ein Wunder, dass er überlebte. Aber nun hat er mit
fast 29 einen Schwerbehindertenausweis. Und seine treuen Freunde, mit denen er
auf vielen Partys war? Die haben sich alle abgewendet, weil sie mit ihm nichts
mehr anfangen konnten. Da war die Enttäuschung bei meinem Freund groß.
Wie ist das schlussendlich mit materiellen
Werten und dem lieben Geld? Wenn man’s hat, kann man sich vieles leisten. Man
kann sich ein angenehmes Leben gönnen. Geld gibt Sicherheit. Wenn ich genug
habe, kann ich mir Versicherungen leisten, die mich in den Härtefällen des Lebens
absichern. Geld trägt durch die Krisenzeiten des Lebens. Wirklich? Ich muss
noch einmal auf meinen Freund zurückkommen. Als er noch Soldat war, hatte er
finanziell keine Sorgen. Er konnte sich ein teures Auto leisten, machte daran
alle möglichen teuren Umbauten. Nach dem Unfall war alles, was sein Leben
bisher ausmachte, nur noch ein Haufen Schrott. Heute sagt er mir: „Wie dumm war
ich nur damals, dass ich mein Leben darauf gesetzt habe!“
Ja, ihr
lieben Leute. Da stehen wir nun als armer Tor und sind so klug als wie zuvor.
Was ist es denn nun, was unser Leben wirklich trägt? Gibt es darauf überhaupt
eine Antwort? Oder müssen wir damit leben, dass wir auf dünnem Eis stehen?
Jesus erzählt einmal eine
Beispielgeschichte von zwei Männern. Der eine baut ein Haus. Als Baugrund wählt
er sich Sandboden. Er legt das Fundament in den Sand und setzt erst Keller,
dann Parterre und schließlich den ersten Sock mit Dach darauf. Fertig.
Irgendwann aber wird das Gebiet, in dem der Mann sein Haus baute, von einem
Unwetter heimgesucht. Platzregen, Wassermassen, Sturm. Die Wassermassen spülen
das Fundament frei und was dann passiert, können Sie sich denken. Das Haus
stürzt ein. „Und sein Fall war groß“, sagt Jesus über dieses Bauwerk. Ein Bild
dafür bekommen wir, wenn wir uns das hier mal anschauen (Lohme!). Am 19. März
2005 rutschen 100.000 m3 Kreideablagerungen in Lohme ab. Der
Untergrund Kreide ist an sich schon sehr weich, aber durch das viele Wasser
wurde es noch mehr aufgeweicht und machte schließlich den Abgang. Das Haus
musste abgetragen werden. Es wäre nicht mehr bewohnbar gewesen und früher oder
später eingestürzt.
Der zweite Mann baut auch ein
Haus. Aber er wählt einen anderen Baugrund. Nämlich Felsen. Festen Felsen. Genau
wie der erste Mann legt er das Fundament und baut darauf sein Haus auf. Aber
auch er wird von einem Unwetter heimgesucht. Doch sein Haus bleibt stehen. Es
trotzt den Wassermassen. Weil es auf Fels gebaut war. Den Felsen konnten die
Fluten nicht unterspülen.
Nun erzählt Jesus diese
Geschichte von den beiden Männern nicht als Lehrstück für zukünftige Architekten.
Oder doch? In gewisser Hinsicht schon. Jesus gibt Anschauungsmaterial für Lebens-Architekten. Er vergleicht unser
Leben mit einem Hausbau. Wir alle bauen an unserem Lebenshaus. Doch dabei geht es
nicht so sehr darum, wie viele Fenster das Haus hat oder ob ein schöner Erker
dran ist oder nicht. Sprich: Es geht nicht darum, ob Du verheiratet bist oder
noch allein lebst. Oder ob Du eine Markenküche hast oder nicht. Oder ob Du ein
Auto Dein eigen nennst oder nicht. Die Frage, die Jesus hier insgeheim stellt
ist genau unsere Frage: Was trägt mein Leben? Worauf baue ich mein Lebenshaus? Was gibt meinem Lebenshaus festen
Halt? Der erste Mann, so sagt es Jesus, war töricht, denn er hat sein
Lebenshaus auf den falschen Grund gebaut. Sein Lebenshaus stürzte zusammen. Ich
erinnere noch einmal an meinen Freund: „Wie dumm war ich nur damals, dass ich
mein Leben aufs Geld und die materiellen Werte gesetzt habe!“
Den Mann, der sein Haus auf Fels
baute, stellt Jesus als Vorbild hin. Derjenige gleicht diesem Mann, der diese meine Rede hört und danach handelt. Hören
und Handeln. Das Hören beginnt, wenn Du Dir einmal eine Bibel zur Hand nimmst
und anfängst, darin zu lesen. Vielleicht im zweiten Teil, dem Neuen Testament.
Vielleicht einen Bericht über Jesus. Und dann wirst Du entdecken, was dieser
Jesus zu Dir zu sagen hat. Du wirst entdecken, dass seine Worte voller Leben
sind und Halt bieten.
Nun setzt Jesus zu dem Hören noch
das Tun. Das zusammen gibt dem Leben einen festen Grund. Konkret heißt das:
Jesus lädt uns ein, anzufangen das umzusetzen, was wir da in der Bibel lesen.
Er lädt uns ein, ihn mit hinein zu nehmen in den Alltag unseres Lebens. Er lädt
uns ein, ihm unser ganzes Leben anzuvertrauen, mit all dem Scheitern, mit all
den Krisen, mit all dem, womit ich selber nicht klarkomme und mit dem ich
bisher allein mit mir selbst war. Und Jesus mit hineinnehmen ins Alltägliche
heißt ganz konkret, anzufangen mit ihm zu reden. Jesus das zu sagen, was das
Herz so schwer macht.
Hören auf Jesus und danach zu
handeln, heißt auch, nicht mehr auf unsere eigene Kraft, nicht mehr auf unsere
eigenen Verdienste zu bauen. Sondern auf Seine Kraft. Er lädt uns ein, seine
Kraft in Anspruch zu nehmen. Denn da geschieht ein Blickwechsel weg von unserem
Unvermögen und weg von unseren Unzulänglichkeiten hin zu Jesus, der für uns da
ist. Und dann geschieht es, dass wir plötzlich Dinge tun, die wir vorher nicht
für möglich gehalten hätten. Dann ist auf einmal die Kraft da, den Menschen zu
begegnen und ihnen zu vergeben, die mich verletzt haben. Dann ist die Kraft da,
Dinge in unserem Leben zu verändern, Dinge, an denen wir uns allein die Zähne
ausgebissen haben. Das alles aber ist nicht mehr unsere Kraft, sondern Jesus,
der in uns und unserem Leben wirksam ist.
Auf die Frage, was denn mein
Leben trägt, gibt es also eine Antwort. Und diese Antwort heißt Jesus. ER ist
der feste Grund, auf dem wir unser Lebenshaus bauen können. Er trägt unser
Leben. Jesus ist Realist: Stürme und Wassermassen werden an unserem Lebenshaus
rütteln. Krisen gehören zum Leben. Aber wer sein Leben auf Jesus baut, der hat
ein begründetes Leben! Das habe ich erlebt, als ich Epilepsie bekam. Da habe
ich gemerkt, wie Jesus mich durchgetragen hat, mir die Kraft gegeben hat, nicht
aufzugeben. Und das hat auch mein Freund erlebt. Er hat sein Leben bei Jesus
festgemacht. Wir telefonieren jede Woche miteinander und ich merke, wie er
trotz aller seiner Einschränkungen nicht verzweifelt ist. Weil Jesus ihn trägt.
Ich lade
Dich ein: Baue Dein Lebenshaus auf Jesus! Fange an, mit ihm zu reden! Jesus ist
tragfähig! Er ist des Tragens fähig. Auch Deines Lebens. DER TRAUM VON ECHTEM ZUSAMMENHALT
(Mai 2010, G. Burkhard Wagner)
Kennen Sie diesen Spruch? „Früher
war alles besser!“ Je nach dem, was man damit meint, kann man Sätze zu hören
bekommen, wie: Früher, als ich noch jung war, da gab es so etwas nicht. Da war
Zucht und Ordnung unter der Jugend. Da hatte die Jugend vor den Älteren noch Respekt.
Oder: Früher, da war das Kollektiv noch ein Kollektiv. Da war Zusammenhalt da.
Da hat jeder den andern unterstützt. Da hat man sich gegenseitig geholfen. Da
war Vitamin B noch Vitamin B.
Und heute? Heute geht es nur noch
ums Geld. Statt des Menschen steht die Münze im Mittelpunkt. Jeder lebt für
sich. Viele sind nur darum bemüht, die eigenen Schäfchen ins Trockene zu
bringen. Der große Gesprächspartner im Alltagstrott innerhalb der eigenen vier
Wände ist der Fernseher. Er flimmert und flimmert und flimmert. Von früh bis
spät und von spät bis früh. Unterhaltung nennt man’s. Und während man sich so unterhalten
lässt, hat man vergessen oder gar verlernt, was wirkliche Unterhaltung ist.
Nämlich das Reden mit einem lebendigen Gegenüber über das, was wirklich bewegt.
Was auf der Seele brennt. Das schluck ich lieber runter, verdränge es, bleibe
allein damit. Man redet stattdessen übers Wetter und die Preise bei Aldi. Ich
bin mir halt selbst der Nächste. Ich bin meines eigenen Glückes Schmied. Ob
gewollt oder ungewollt. Der andere ist nur noch an seinem Leben interessiert,
nicht mehr an meinem. Auf der Straße wird nicht mehr gegrüßt. Was ja nichts
anderes heißt, als dass man nicht mehr vom anderen wahrgenommen wird. Es ist
kälter geworden zwischen den Menschen. Was oftmals bleibt ist die Einsamkeit. Und
wenn man sich auf der Straße sieht und doch mal ins „Gespräch“ kommt, dann
heißt es manchmal nur: „Na, wie geht’s?“ – „Na, es geht.“ – „Na, dann geht’s
ja.“
Vielleicht haben Sie die eine
oder andere Floskel auch schon einmal gehört. Mir sind sie vertraut. Wo ist sie
hin, die sogenannte gute alte Zeit? Gibt es so etwas wie echten Zusammenhalt
überhaupt noch? Darum soll es ja heute gehen. Oder ist eine tragende
Gemeinschaft heute gar nicht mehr möglich? Leben wir einfach in einer anderen
Zeit und können nur wehmütig in die Vergangenheit blicken und einem schönen
Ideal nachtrauern? Tja, damals war es so, heute ist es eben so? Bleibt uns am
Ende nur stummes Achselzucken nach dem Motto: Da kann man nichts machen? Nützt
ja nix.
Ihr lieben Leute, am vergangenen
Wochenende war Pfingsten. Pfingsten hat etwas mit unserem Thema zu tun.
Pfingsten ist der Geburtstag der Gemeinschaft von denen, die Jesus nachfolgen. Etwa
im Jahr 34 n. Chr. war ein besonderes Pfingstfest. Da waren in Jerusalem im
alten Israel viele, viele Menschen aus aller Herren Länder beisammen. Extra
wegen des Pfingstfestes angereist. Sogenannte Pilger. In irgendeiner Ecke
Jerusalems steht eine kleine Gruppe von Männern. Es sind die Schüler von Jesus.
Einer von ihnen, Petrus, spricht zu einer großen Menschenmenge. Menschen aus
ganz unterschiedlichen Kulturen und Sprachen, aus allen Ecken der damals
bekannten Welt. Alle diese Leute hören dem Petrus zu und verstehen ihn. Obwohl
sie seine Sprache eigentlich nicht verstehen können. Ein Wunder, das Gott tut.
Und Petrus redet davon, dass Jesus lebt. Dieser Jesus, der am Karfreitag am
Kreuz hingerichtet wurde und am Ostermorgen das Grab und damit den Tod für
immer hinter sich gelassen hat. Petrus erzählt begeistert von Jesus. Nachdem er
seine Predigt beendet hat werden an diesem Tag 3000 Menschen Christen und
lassen sich taufen. Der Startschuss für eine weltweite Bewegung ist gefallen.
Eine Bewegung, die auch 2000 Jahre nach diesem Ereignis noch nichts von ihrer
Kraft verloren hat. Pfingsten ist der Geburtstag der Gemeinschaft von Jesusleuten.
So nenne ich sie einmal.
Was hat das nun mit unserem Thema
zu tun? „Der Traum von echtem Zusammenhalt“? Nun, um träumen zu können, braucht
man manchmal ein kleines Bild zum Anschauen. Das regt unsere Vorstellungskraft
an. Im zweiten Teil der Bibel, im sogenannten Neuen Testament, werden wir
fündig. Dort wird uns erzählt, wie diese Gemeinschaft dieser ersten Christen
aussah. Ich lese einmal ein bisschen daraus:
42 Was das Leben der Christen prägte, waren die Lehre, in der die
Apostel sie unterwiesen, ihr Zusammenhalt in gegenseitiger Liebe und Hilfsbereitschaft,
das Mahl des Herrn und das Gebet. 43 Jedermann in Jerusalem war von
einer tiefen Ehrfurcht vor Gott ergriffen, und durch die Apostel geschahen
zahlreiche Wunder und viele außergewöhnliche Dinge. 44 Alle, die an
Jesus glaubten, hielten fest zusammen und teilten alles miteinander, was sie
besaßen. 45 Sie verkauften sogar Grundstücke und sonstigen Besitz
und verteilten den Erlös entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen an alle, die
in Not waren. 46 Einmütig und mit großer Treue kamen sie Tag für Tag
im Tempel zusammen. Außerdem trafen sie sich täglich in ihren Häusern, um
miteinander zu essen und das Mahl des Herrn zu feiern, und ihre Zusammenkünfte
waren von überschwänglicher Freude und aufrichtiger Herzlichkeit geprägt. 47
Sie priesen Gott bei allem, was sie taten, und standen beim ganzen Volk
in hohem Ansehen. Und jeden Tag rettete der Herr weitere Menschen, sodass die
Gemeinde immer größer wurde.[1]
Lassen Sie uns also einmal auf
dem Hintergrund dieses Berichts aus der Bibel ein wenig von einer Gemeinschaft
heute träumen, die möglicherweise in manchem anders ist als Kaninchenzüchter-,
Garten-, Modellbau- oder sonstige Vereine. (Wobei ich nichts gegen Vereine
habe.) Ich greife einmal ein paar Stichworte heraus.
Als erstes lesen wir von Zusammenhalt in gegenseitiger Liebe und
Hilfsbereitschaft. Stell Dir also vor, dass dort, wo vorher Gleichgültigkeit
und Hass regierten nun die Liebe eingezogen ist. Liebe, über die einmal ein
großer Briefeschreiber der Bibel sagt: 4 Liebe ist geduldig, Liebe
ist freundlich. Sie kennt keinen Neid, sie spielt sich nicht auf, sie ist nicht
eingebildet. 5 Sie verhält sich nicht taktlos, sie sucht nicht den
eigenen Vorteil, sie verliert nicht die Beherrschung, sie trägt keinem etwas
nach. 6 Sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht, aber wo die
Wahrheit siegt, freut sie sich mit. 7 Alles erträgt sie, in jeder
Lage glaubt sie, immer hofft sie, allem hält sie stand.[2]
Ihr Leute, das wäre doch etwas,
eine Gemeinschaft, die von solch einer Liebe geprägt ist! Der Nachbar wird nicht
länger mit hasserfüllten Augen angesehen, sondern mit Augen der Liebe. Das
Ergehen der Nachbarin ist mir nicht länger gleichgültig. Wo Missgunst und
Verbitterung war, dort werden Menschen durch den Glauben an Jesus verändert und
gehen plötzlich aufeinander zu, können einander vergeben und tun sich gerne gegenseitig
Gutes, helfen sich gerne gegenseitig in verschiedenen Lebenslagen. Sie tun das
selbstlos, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Einfach, weil es der andere
wert ist. Weil er des Liebens würdig ist.
Etwas weiter in unserem
biblischen Bericht heißt es, sie teilten
alles miteinander, was sie besaßen. Stell Dir vor, dass auf einmal nicht
mehr jeder nur an sich denkt, sondern jeder den anderen im Blick hat und ihm
dort hilft, wo er Hilfe braucht. Es ist nicht mehr das wichtigste, dass ICH
alles habe, sondern dass mein Nächster geholfen bekommt. Das kann ganz
unterschiedlich aussehen. Da kann man ganz erfinderisch sein. Alles miteinander
teilen umfasst auch die Zeit. Auch Zeit können wir miteinander teilen. Stell
Dir vor, wie das wäre, wenn der eine dem anderen sagen würde: „Du, ich hab
jetzt Zeit für dich. Erzähl mal, wie geht es dir eigentlich wirklich?“ Und man
würde gemeinsam Zeit verbringen und über Dinge reden, die nicht an der
Oberfläche bleiben, sondern tiefer gehen und das ganz eigene Leben betreffen.
Weiter heißt es in unserem
Bericht: Sie trafen sich täglich in
ihren Häusern, um miteinander zu essen und das Mahl des Herrn zu feiern.
Und: Ihre Zusammenkünfte waren von
überschwänglicher Freude und aufrichtiger Herzlichkeit geprägt. Stell Dir
vor, da gibt es eine Gemeinschaft von Leuten, die sich freuen zusammen zu sein.
In dieser Runde geht es warmherzig zu. Da regiert die Freude. Eine Freude, die
keinen Alkohol zum Lachen braucht. Man trifft sich in den Wohnzimmern und
Küchen und isst miteinander, hat Tischgemeinschaft. Und gerade zu Tisch
entstehen ja oft ganz zwanglos gute Gespräche. Das ist Gemeinschaft, die nicht
nur an einem Tag der Woche für eine Stunde im Vereinslokal oder im Gottesdienst
Wirklichkeit wird, sondern das ist eine Gemeinschaft, die im Alltag Gestalt
gewinnt. Eine Gemeinschaft, auf die man sich freut. Eine Gemeinschaft, die gut
tut. Eine Gemeinschaft, die Balsam für die Seele ist.
Nun wird vielleicht mancher
sagen: Das ist ja ein toller Traum. Da brauch ich aber keine Kirche zu, keine
Christen. Das geht auch so. Gut, sage ich, das mag je und dann so sein. Dennoch
gibt es einen großen Unterschied. Diesen Unterschied macht Jesus Christus!
Angenommen, die Bewegung der ersten Christen wäre stattdessen eine politische oder
philosophische Bewegung gewesen. Wenn das so gewesen wäre, würde man heute nur
noch in den verstaubten Geschichtsbüchern darüber lesen. Es wäre Vergangenheit
ohne Wirkung für die Zukunft. Die Bewegung der Jesusleute aber hat sich über
die ganze Welt ausgebreitet. Weil sie nicht schweigen konnten und können von
dem, was sie bei Jesus gesehen und gehört haben. Und diese Bewegung dauert an. Bis
hinein nach Rotensee. Was ist der Unterschied? Jesus! Unser Thema heißt ja „Der
Traum von echtem Zusammenhalt“. Ein Zusammenhalt, eine Gemeinschaft zwischen
Menschen kann sehr schnell auseinanderfallen und sich im Nichts verlieren. Menschliche
Kräfte können schnell aufgebraucht sein und dann ist man nicht mehr imstande,
den anderen mit seinen Macken zu ertragen. Wo Menschen sind, da geht es ohne
Verletzungen nicht ab. Wo man auf engem Raum zusammenlebt, kommt es zu
Problemen. Da ist es dann schnell aus mit dem Zusammenhalt. Belastungen werden
so stark, dass Beziehungen zwischen Menschen auseinanderbrechen. Warum sage ich
das? Weil genau an diesen Punkten die Gemeinschaft von „Jesusleuten“ einen
großen Vorteil hat. In ihrer Mitte ist Jesus. Er selbst hat einmal gesagt: „Wo
zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“
Jesus ist mittendrin statt nur dabei. Er ist der, der den menschlichen
Zusammenhalt zusammenhält. Die Gemeinschaft von Jesusleuten ist eine gehaltene
Gemeinschaft. Bei Jesus ist die Kraftquelle für eine gelingende Gemeinschaft.
Von Jesus beziehen wir die Kraft, dem anderen zu vergeben. Von Jesus beziehen
wir die Kraft, den anderen in Liebe zu ertragen. Auch wenn er anders tickt als
wir. Jesus gibt uns den Mut, den ersten Schritt zu tun, wenn andere uns
verletzt haben. Jesus ist Quelle von Freude und Wärme, die für eine
Gemeinschaft so wichtig sind. Die ersten Christen waren sich dessen bewusst.
Jesus ist derjenige, der sie trotz aller ihrer Unterschiedlichkeiten zusammengebracht
hat und der ihr gemeinsamer Anker im Leben ist. Und deshalb haben sie sich auch
getroffen, um miteinander noch mehr von diesem Jesus zu erfahren. Sie redeten gemeinsam
mit Jesus. Sie feierten zusammen Gottesdienst. Sie feierten gemeinsam
Abendmahl. Das ist tiefste Form der Gemeinschaft mit Jesus und untereinander.
Wie wäre das, wenn hier in
Rotensee der Traum von echtem Zusammenhalt nicht nur ein Haufen Schaum bliebe,
sondern Wirklichkeit würde? So, wie das seit 2000 Jahren überall auf der Welt
immer wieder neu Wirklichkeit wird. Menschen spüren auf einmal etwas von der
verändernden Kraft dieses Jesus Christus. Sie fangen an, mit diesem Jesus zu
leben. Und auf einmal gibt es hier eine Gemeinschaft von Leuten, die sich mit
Jesus auf den Weg machen, gemeinsam fröhliche Gottesdienste feiern und
anfangen, mit der Kraft von Jesus den Traum von echtem Zusammenhalt zu leben.
Ein Traum, der Wirklichkeit wird und der Rotensee und seine Menschen verändert.
Das wär doch was!
EINMAL GROß RAUSKOMMEN
(Juli 2010; G. Burkhard Wagner)
Treffen
sich zwei Hunde. „Na, wer bist du? Ich bin adelig, ich heiße ‚Hasso vom
Schlosspark‘ – und du?“ Darauf der andere: „Ja, ich bin auch adelig, ich heiße
‚Runter vom Sofa‘!“ Tja, adelig müsste man sein. Einen Namen haben! Oder einen
bekommen. Wie der ehemalige Fitnesstrainer Daniel Westling. Der darf sich seit
seiner Heirat mit Kronprinzessin Viktoria von Schweden nun Prinz Daniel von
Schweden, Herzog von Västergötland nennen. Einmal groß rauskommen. Das wär was!
Lena Meyer-Landrut hat’s auch gezeigt, wie es gehen kann. Von der Abiturientin
zur bejubelten Gewinnerin des Eurovision Song Contest. Manche wollten sie und
Stefan Raab schon allen Ernstes für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen. Da ja
noch WM-Zeit ist, schaut man gerne mal zurück auf frühere WMs und stellt
Vergleiche an. 2006 – da wurde Italien Weltmeister und gewann im Halbfinale
gegen Deutschland mit 2:0. Reaktion eines italienischen Journalisten damals: „Der
Papst ist deutsch, Gott aber ist italienisch.“ Gott als Parteigänger der italienischen
Nationalmannschaft. Na, wenn das nichts ist! Nach dem gewonnenen Finale gegen
Frankreich dann ungebremster Jubel in Rom. Die Italiener holen sich den Pokal
nach vielen Jahren endlich wieder ins eigene Land. Groß rausgekommen sind sie.
Vier Jahre später allerdings ist von einem italienischen Gott keine Rede mehr. Da
heißt es nur: „Aufgrund der
schwachen, ja desaströsen Turnierleistung tritt der Titelverteidiger völlig
verdient die vorzeitige Sommerpause an.“ Abflug nach der Vorrunde. Glanzlos.
Und dem Vizeweltmeister von 2006 erging es nicht anders. Eine Pariser Zeitung
schreibt über die französische Nationalmannschaft: „Eine apokalyptische
Weltmeisterschaft, die in Hoffnungslosigkeit und als Alptraum zu Ende gegangen ist.“
Und im Internet kann man lesen: „ ‚Nationale Katastrophe‘ – Frankreich“. Vor
vier Jahren noch groß rausgekommen, nun müssen sie klein beigeben.
Vielleicht
ist die ganze Prominenz aber auch meilenweit von uns entfernt. Ich hätte
eigentlich gar kein Interesse Prinz von Schweden zu werden. Ich weiß nicht, wie
es Ihnen da geht. Und derartig im Rampenlicht zu stehen wie Lena, das würde ich
auch nicht wollen. Aber dennoch: Hinter dem allen stecken doch wohl Fragen, die
möglicherweise in jedem schlummern. „Ich möchte endlich auch mal Aufmerksamkeit
geschenkt bekommen.“ – „Ich möchte nicht länger im Schatten von anderen stehen.
Ich möchte mit meinem Leben doch auch mal was erreichen. Endlich mal andere
überflügeln. Endlich mal aus dem tristen Alltag ausbrechen und Träume
verwirklichen.“ Haus bauen, Porsche fahren und Swimming Pool im eigenen Garten.
Vielleicht sind das Gedanken, die uns in unserem Alltag viel näher sind. Wie
wäre das, wenn der Chef mich endlich auch mal loben würde für meine Arbeit? Damit
ich vor meinen Arbeitskollegen wieder besser dastehe. Oder wenn der Ehepartner
mich endlich wieder akzeptieren würde. Das täte doch gut, oder? Oder wenn ich
endlich nicht mehr zuhause rumsitzen müsste, weil ich eben keine Arbeit habe.
Wenn ich den anderen zeigen könnte, dass ich noch nicht auf das Abstellgleis
ins Nirgendwo gehöre. Sondern dass ich noch was kann. Dass auch ich noch
Erfolge abliefern kann.
Um
diese Ziele zu erreichen, müssen wir uns freilich anstrengen. Keinem fällt
alles zu. Kein Meister ist bisher vom Himmel gefallen. Die Fußballer müssen
sich jeden Sieg erkämpfen. Und Lena musste wohl auch ein paar Mal vorher üben.
Leistung ist gefragt. Wer keine Leistung bringt, der kann auch nicht erwarten,
dass er groß rauskommt. In Deinem Leben erreichst Du nur etwas, wenn Du dafür hart
arbeitest. Für Anerkennung musst Du was tun! Sonst bist Du nichts. So ist das
doch heute.
Nun sehen wir aber auch, wie
schnell diejenigen fallen, die noch gestern ganz oben standen. Mancher
Medienliebling aus „Deutschland sucht den Superstar“ wird das vielleicht
ähnlich erlebt haben. Heute groß raus- und oben angekommen, morgen schon sind
andere interessanter. Da ist man schnell vergessen. Der Glanz verblasst. Die
Sache mit dem groß Rauskommen scheint im Großen wie im Kleinen oft nur
vorübergehend zu funktionieren. Der Ruhm ist nicht von Dauer. Die ganze Arbeit
am eigenen Erfolg kann schnell vom Winde verweht sein. Ich hab mich angestrengt
und mir meine Stellung erarbeitet. Durch meine Leistungen habe ich es zu
Ansehen gebracht. Aber irgendwann rücken andere nach, die besser sind. Da hab
ich dann nichts mehr zu melden. Oder irgendwann unterläuft mir ein
schwerwiegender Patzer und dann war es das mit dem Ansehen und der Anerkennung.
Dann dreht man mir den Rücken zu. Dann wird man vom Platz gestellt. Je höher
man hinaus will, desto tiefer kann man fallen.
Bei diesen unbeständigen
Aussichten wäre es doch gut, es gäbe so etwas wie eine Anerkennung, die von
Dauer ist. Eine Anerkennung die unabhängig von meinen Leistungen und meinen
Anstrengungen ist. Da wäre es doch toll, wenn es jemanden gäbe, der mich so
nimmt, wie ich bin. Und der mich auch dann erträgt und mir in die Augen schaut,
wenn ich versagt habe. Aber wenn wir uns umschauen und die verschiedenen
Höhenflüge und die anschließenden Abstürze unserer Zeitgenossen beobachten,
dann scheint das nur ein Traum zu sein. Oder?
Im zweiten Teil der Bibel steht
einmal ein Wort, das mit unserem Thema zu tun hat. Da schreibt einer mit Namen
Johannes einen Brief an eine christliche Gemeinde. Und er schreibt dort, dass
Gott uns Menschen liebt[1].
Ja, er nennt Gott sogar Vater. Gott hat uns gezeigt, dass er uns liebt. Um
diese Liebe zu sehen, müssen wir auf Jesus schauen. Der kam auf die Erde, um
mit uns Menschen zu leben. Jesus wollte nicht, dass wir Menschen noch länger
ohne Gott leben. Jesus hat die Verbindung mit Gott wieder hergestellt. Er hat
den Weg frei gemacht, damit Gott und Menschen wieder miteinander reden können.
Damit wir Menschen mit Gott wieder auf Du und Du sein können. Er ist sozusagen
zu einem Mittelsmann geworden. Jesus tat das mit einem einzigen Ziel: Wir
Menschen sollen zu Kindern von Gott werden. Wir sollen Gottes Kinder heißen. Kinder
von dem einen Gott, der sich uns als guter Vater vorstellt. So schreibt es
dieser Johannes. Vielleicht sagst Du jetzt: Was hab ich denn davon, wenn ich
Kind von Gott bin? Ich bin doch schon lange erwachsen. Da will ich doch nicht
wieder Kind sein.
Kinder haben aber zwei besondere
Eigenschaften. Einmal sorgen sie sich normalerweise nicht darum, ob ihre Eltern
sie annehmen oder nicht. Sie wissen, dass sie keine Leistungen bringen müssen,
damit ihre Eltern sie liebhaben. Sie müssen sich die Zuwendung der Eltern nicht
hart erarbeiten. Was wäre das auch für eine Sache, wenn die Eltern ihre Kinder
erst in den Arm nehmen, wenn sie irgendetwas geleistet haben! Kinder sind
einfach angenommen. Auch und gerade wenn sie nichts zu bringen haben. Sie sind
einfach Kinder und das reicht. Und sie wissen auch: Wenn sie mal was
ausgefressen haben, dann gibt’s vielleicht mal einen Klaps auf den Hintern oder
ein paar laute oder ernste Worte. Aber das schmälert nichts an der Liebe der
Eltern.
Zum anderen vertrauen Kinder ihren
Eltern blind. Da gibt’s überhaupt keinen Zweifel. Kinder leben nicht nach dem
Motto der Erwachsenen: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Kinder
vertrauen ohne zu kontrollieren.
Liebe Leute, das ist ein Bild für
das, was die Bibel mit Kindern von Gott meint. Bei Gott brauchst Du Dir die
Anerkennung nicht hart zu erarbeiten. Gott nimmt Dich an. Gott wirft nicht Deine
Leistungen in die Waagschale und schmeißt Dich raus, wenn Du zu wenig zu bieten
hast. Gott liebt Dich. Mit Deinen Schwächen. Mit Deiner Lebensgeschichte. Mit
Deinen Höhenflügen und Deinen Abstürzen. Gott liebt Dich mit den Dingen, mit
denen Du selber unzufrieden bist. Gott liebt Dich. Das lass Dir gesagt sein. Gott
möchte, dass Du sein Kind wirst. Und damit bietet Dir er die größte Ehre an. Gott
möchte, dass Du ihm vertraust. Wie ein Kind. Ein Kind bringt das kaputte
Spielzeug zum Vater und sagt: Mach mal wieder heile! Ein Kind versucht es gar
nicht erst allein. Es hat Vertrauen zum Vater, dass der das wieder hinkriegt.
So kannst Du es mit Gott machen. Bring alles Scheitern und alles Versagen in
Deinem Leben zu Gott. Und vertraue alles ihm an. Mach’s wie ein Kind: Vertraue
Gott blind. Auch wenn Du ihn nicht sehen kannst. Auch wenn Du ihn bisher noch
nicht kennengelernt hast. Auch wenn Du ihm bisher immer kritisch
gegenüberstandst. Vertraue ihm. Er wird sich nicht lumpen lassen. Gott wird
anfangen, Dein Leben umzugestalten. Er wird anfangen, Dein Leben zu verändern.
So, dass Du irgendwann staunen wirst.
Ihr Leute, das ist die Nachricht,
die alle hören müssen: Kind Gottes zu sein ist mehr wert als jeder Adelstitel
dieser Welt. In Gottes Augen kommst Du groß raus. Und zwar ein Leben lang! Ohne
Abstriche! Deshalb: Nimm’s an! Werde Gottes Kind.
HAUPTSACHE GESUND?
(September 2010; G. Burkhard Wagner)
Ein
Mann kommt zum Arzt: „Guten Tag, Herr Doktor. Ich hab Kopfschmerzen,
Bauchschmerzen, meine Hände schmerzen, meine Arme tun weh, mein Herz tut’s
nicht so richtig. Können sie sagen, was mir fehlt?“ Darauf der Arzt: „Nein, sie
haben schon alles!“
Dazu
kann man eigentlich nur eins sagen: Hauptsache gesund! Denn das möchte ja
keiner. Überall Schmerzen haben und dann auch noch die Pumpe, die ein paar mehr
Sprünge macht, als sie eigentlich soll. Wahrscheinlich sehnt sich keiner von
uns danach, derartig krank zu sein. Gesund zu sein ist einfach das Beste!
Hauptsache gesund eben.
Und
so ganz falsch ist das alles ja auch nicht. Eine simple Erkältung kann uns ja
schon mächtig auf die Nerven gehen. Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Da ist nicht
viel mit Heiterkeit! Bett hüten ist angesagt. Und einen Hahn für die Nase zum
Zudrehen müsste man haben... Gesundheit zu wünschen, wenn man sich die Lunge
aus dem Leib niest, ist da eher ein schlechter Scherz. Gesundheit ist also auf
jeden Fall und unbestritten etwas Erstrebenswertes. Gesund möchte jeder sein.
Gesundheit schafft Lebensqualität. Wer gesund ist, der ist zufriedener. Wer
gesund ist, der ist glücklicher. Wer gesund ist, der hat weniger Sorgen. Wer
gesund ist, der ist leistungsfähig. Wer gesund ist, der kann aktiv mitspielen
beim Spiel des Lebens. Was will man also mehr im Leben als gesund zu sein?
Gesundheit erscheint als das große Ziel im Leben. Gesundheit erscheint als
Hauptsache. Im Alltag kann man oft hören: Gesundheit ist das Wichtigste im
Leben. Etwas gewählter ausgedrückt: Gesundheit ist das höchste Gut! Was wünscht
man sich dementsprechend zum Geburtstag? Natürlich alles Gute und vor allem
Gesundheit. Was wünscht man sich gegenseitig zum Neujahrstag? Ein gesundes
neues Jahr.
Wo
man also heute hinsieht: Gesundheit. Überall geht es um Gesundheit. Da flattert
Werbung ins Haus für allerlei Wellnessreisen in verschiedenste Wellnessoasen.
Wellness ist ja heute so angesagt wie nie. Und was wird da alles angeboten für
die Gesundheit, für das allgemeine Wohlbefinden. Schlammbäder, Fangopackungen,
Gurkenmasken, Diäten zum Abnehmen mit Vorher- und Nachher-Bildchen. In jedem
Freizeitbad gibt es eine mehr oder weniger große Saunalandschaft. Zum
Gesundschwitzen. Die Fernsehwerbung ist voll von Vitamin-Pillen, Zink-Kapseln
und Magnesium-Pülverchen, die allesamt mehr Gesundheit versprechen. Freilich
gibt es da auch Risiken und Nebenwirkungen. Aber für die sind ja die Ärzte und
Apotheker da.
Bisweilen
kann das Streben nach Gesundheit auch bizarre Formen annehmen. Wie bei unserem Spezi
im Theaterstück. Der war scharf auf Schalensalat und als Hauptgericht Spinat
mit Haferflocken, dazu abgekochtes Wasser. Und das ist ja durchaus nicht aus
der Luft gegriffen. So etwas gibt es tatsächlich. Wenn man mit offenen Augen
durch die Werbewelt läuft, dann scheint sich das zu bestätigen: Hauptsache
gesund!
Die
Weltgesundheitsorganisation hat sich 1946 eine Verfassung gegeben. In dieser
Verfassung legte man fest, was Gesundheit ist: „Gesundheit ist ein Zustand
vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht die
bloße Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen.“ Gesundheit wird also
gleichgesetzt mit vollkommenem Wohlbefinden. Das würde durchaus zu unserem
Thema passen. Hauptsache gesund und zwar so, dass ich mich vollkommen
wohlfühle. In jeglicher Hinsicht.
Eine
Frage dazu: Wer von Ihnen fühlt sich nach der Festlegung der
Weltgesundheitsorganisation in einem Zustand vollkommenen körperlichen,
geistigen und sozialen Wohlbefindens? Wer dieser Frage zustimmen kann, der
müsste eigentlich einen Preis überreicht bekommen. Meine Mutter würde sagen: Du
kriegst einen Orden, wenn wir wieder Blech haben. Denn dann gehört er oder sie
zu den wenigen Glücklichen auf der Erde. Wer nicht zustimmen kann, der ist
leider krank, gemessen an der Festlegung der Weltgesundheitsorganisation. Tut
mir leid, wenn ich Ihnen also heute mitteilen muss, dass sie eigentlich alle
krank sind! Ich eingeschlossen!
Wenn
aber jeder irgendeinen größeren oder kleineren gesundheitlichen Dachschaden
hat, was machen wir dann mit der Hauptsache, mit der Gesundheit? Dann erscheint
die Gesundheit als eine Sache, die man im Leben eigentlich nur ganz selten oder
gar nicht erreicht. Richtig vollkommen gesund ist niemand. Und wenn doch, dann
kann sich das von einem auf den anderen Moment ändern. Krankheit bricht ins
Leben ein wie ein Tsunami. Und Du fühlst Dich plötzlich wie ein Ertrinkender.
Krankheit kann das Leben von einem auf den anderen Moment auf den Kopf stellen.
Stellen
Sie sich vor, Sie telefonieren mit einem guten Freund. Er ist in den besten
Jahren. Aber er teilt Ihnen mit, dass er gerade in einer Rehaklink ist. Weil MS
bei ihm festgestellt wurde. Multiple Sklerose. Hauptsache gesund? Oder stellen
Sie sich vor, Sie brechen auf der Straße zusammen und finden sich kurz darauf
im Krankenhaus wieder. Das, was Ihnen da passiert ist, haben Sie noch nie
erlebt. Aber es könnte Ihnen jederzeit wieder passieren. Hauptsache gesund? Das
sind übrigens keine erfundenen Beispiele. Gesundheit ist etwas ziemlich
Zerbrechliches. Gesundheit ist etwas, was man nicht gepachtet hat. Der oft
locker und gedankenlos dahingesagte Satz klingt dann wie ein Hohn: Hauptsache
gesund. Oder: Die Gesundheit ist das Wichtigste im Leben. Was bleibt aber vom
Leben, wenn sich diese vermeintliche Hauptsache plötzlich aus unserem Leben
schleicht? Was bleibt, wenn sich das auf einmal verabschiedet, was wir oft als
das Wichtigste ansehen? Von jetzt auf dann.
Der
Gesundheit den Königsthron in unserem Leben einzuräumen erscheint als
Trugschluss. Auf diese Hauptsache ist kein dauerhafter Verlass. Wer sich darauf
voll verlässt, der kann ganz schnell verlassen sein. Gesundheit ist ein hohes
Gut. Jawohl. Aber ist sie auch das höchste Gut im Leben?
Ein
junger Bundeswehrsoldat kehrt von seinem Einsatz im Kosovo zurück. Eines Abends
fährt er mit seinem Auto eine einsame Waldstraße entlang. Er kommt von der
Straße ab und prallt gegen einen Baum. Das Auto ist als solches kaum
wiederzuerkennen. Der Soldat überlebt. Schwerverletzt. Er liegt eine Zeit im
Koma. Als er aufwacht, ist nichts mehr, wie es war. Heute, ein paar Jahre
später, trägt er einen Schwerbeschädigtenausweis bei sich. Er hat etliche
Rehakliniken durchprobiert. Bis heute hat er mit fast 30 keinen
Berufsabschluss, kein Studium absolviert. Die Zukunft ist ungewiss. Dieser
junge Mann ist in den letzten Jahren zu einem meiner besten Freunde geworden.
Vor seinem Unfall war er nie sehr gläubig. Er war ein Lebemann, genoss das
Leben in vollen Zügen. Erst nach seinem Unfall merkte er, was im Leben wirklich
wichtig ist. Was im Leben trägt, auch wenn die Gesundheit, der Zustand
vollkommenen Wohlbefindens mehr als eingeschränkt ist. Er fing an, in der Bibel
zu lesen. Er fing an, mit Jesus zu reden, zu beten. Er entdeckte, dass der
Glaube an Jesus ihn durch seine Durststrecken durchträgt. Vor ein paar Tagen
hab ich meinen Freund einmal gefragt, was er zu dem Thema „Hauptsache gesund“
sagen würde. Seine Antwort war: „Nein, Hauptsache, Du bist fest bei Jesus!“
Es
lohnt sich, dieser steilen Aussage einmal ein wenig nachzuspüren. Im zweiten
Teil der Bibel finden sich vier Berichte über Jesus. Wenn man darin zu lesen
anfängt, dann könnte man auf den ersten Blick meinen, Jesus hätte genau unser
Thema als Lebensmotto gehabt: Hauptsache gesund. Viele Menschen hat er von
ihren Krankheiten gesund gemacht. Gelähmte konnten wieder gehen, Blinde konnten
wieder sehen, Leprakranke wurden gesund. Jesus hat sich tatsächlich um die
Kranken gekümmert. Er hat Menschen tatsächlich die Gesundheit wiedergegeben.
Wenn die Berichte über Jesus auch voll sind von Heilungen, sein Hauptanliegen
war ein anderes.
Im
tiefsten Grunde ging es Jesus um eine ganz andere Gesundheit, um eine ganz
andere Heilung. Unser Kontakt zu Gott ist gestört und kaputt. Weil wir Menschen
uns anderes suchen, wonach wir unser Leben ausrichten. Verschiedenste Dinge
werden zur Hauptsache erhoben. Wie eben auch die Gesundheit. Manche sprechen
gar davon, dass die Gesundheit die neue Religion unserer Zeit sei. Hauptsache
gesund. Alles andere ist Nebensache. Gott spielt da keine Rolle mehr. Und das
nennt die Bibel die eigentliche Krankheit von uns Menschen. Leben, als wenn es
Gott nicht gäbe. Aber Jesus hat das geändert. Gott kam in Jesus in die Welt auf
unsere Augenhöhe, damit wir Menschen wieder eine gesunde Beziehung zu Gott
haben sollten.
Jesus
bietet uns diese Beziehung an. Er drängt sich nicht auf. Aber er klopft leise
und beständig bei Dir an. Das tut er durch Menschen, die anderen von Jesus
erzählen. Das tut er durch Predigten oder wenn man in der Bibel liest. Oder er
tut es durch bestimmte Lebensumstände, die uns zum Nachdenken bringen. Jesus
klopft an. Mach doch auf! Mit Jesus kannst Du leben. Du kannst mit ihm reden.
Fang an, mit Deinen eigenen Worten zu ihm zu beten. So, wie es Dir zumute ist.
Fang an, in der Bibel zu lesen. Und bleib dran. Wer die Tür für Jesus öffnet
und anfängt, mit ihm zu leben und mit ihm zu reden, der wird schnell merken,
dass Jesus nicht nur eine Nebensache ist, sondern dass er die Hauptsache ist.
Und dass er auch dann noch Hauptsache ist, wenn alle unsere hausgemachten
Hauptsachen in unseren Händen zerbröseln. Wenn Gesundheit als Hauptsache uns
nur noch wie ein schlechter Scherz vorkommt. Wer mit Jesus lebt, wird genauso
wie andere erleben, dass Gesundheit sehr zerbrechlich ist. Aber er wird
erleben, dass Jesus gerade in den Krankheitszeiten sich nicht von uns
zurückzieht. Auch wenn an unserem Krankenbett steht: Vorsicht
Ansteckungsgefahr! Gerade in diesen Zeiten ist Jesus da und geht mit. Er wendet
sich uns liebevoll zu und trägt uns. Er gibt uns Hoffnung. Er hilft uns, nicht
die Flinte ins Korn zu werfen. Auch wenn es noch so düster aussieht. Das ist
es, was mein Freund immer wieder in seinem Alltag erlebt. Jesus ist für ihn
eine Kraftquelle, aus der er schöpft. Mitten in seiner gesundheitlichen
Einschränkung.
Mit seinen
Worten schließe ich: Nicht die Gesundheit ist die Hauptsache. Hauptsache ist,
Du bist fest bei Jesus.
[1] 1Joh 3,1 Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater
erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch! Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht.
[1] NGÜ Apg 2,42-47
[2] NGÜ, 1Kor 13, 4-7
ALLE JAHRE WIEDER BRATEN WIR GEFIEDER
(Cornelius Bach, Dezember 2010)
ALLE JAHRE WIEDER BRATEN WIR GEFIEDER
(Cornelius Bach, Dezember 2010)
Alle Jahre wieder braten wir Gefieder. So ist das nunmal. In dem
Theaterstück haben wir dazu ja einige Meinungen gehört. Für die eine bedeutet
das Stress, für den anderen gemütliches Beisammensein. Vielleicht hat sich auch
von uns der eine oder die andere darin wieder entdeckt. Den Stress, den
Geschenke besorgen manchmal macht, kenne ich leider sehr gut. So weit ist es
dieses Jahr zum Glück noch nicht und es bleiben mir/ bleiben uns noch ein paar
Wochen bis zum Fest. Aber eben auch nicht mehr als ein paar Wochen. Und so
stellt sich die Frage: Wozu das alles überhaupt? Alle Jahre wieder braten wir
Gefieder. Schön, aber wozu? Leckeres Essen kann man sich auch zu anderen
Gelegenheiten kochen.
Worum geht es also bei Weihnachten? Dazu habe ich einmal drei
Gegenstände mitgebracht und möchte von ihnen wissen, welcher davon etwas mit
Weihnachten zu tun hat. Hier haben wir einen Fensterschmuck, hier ein
zerrissenes T-Shirt und hier einen Schlafsack
Teil 1
(Weihnachtsfiguren):
Volltreffer: Die geschnitzten Figuren gehören zu Weihnachten.
Kerzen und der verschiedenste Schmuck, gehören für uns ja schon fast untrennbar
zu Weihnachten. Sie bringen etwas Licht und Gemütlichkeit in die dunkle und
kalte Jahreszeit.
Dieser Leuchter hier gehört zu Weihnachten, da er ganz deutlich
zeigt, worum es bei diesem Fest geht. Er erzählt die Geschichte hinter
Weihnachten – die Weihnachtsgeschichte. Da stehen zwei Figuren an einem
Futtertrog, in dem ein Baby liegt. Von dieser Geschichte kann der Hirte von eben
am besten berichten, denn er war dabei. Es ist also eine reale Geschichte, sie
ist passiert. Allerdings vor über 2000 Jahren, den „echten“ Hirten gibt es
nicht mehr. Aber wir haben hier ja den Hirten aus dem Theaterstück, und der
soll nun zu Wort kommen, nachdem der Reporter kein Interesse daran hatte.
Bitte:
Ja also, das war so: Ich
bin mit meinen Kollegen auf dem Feld, um wie immer auf die Schafe aufzupassen.
Es ist Nacht und ziemlich kalt, auch das Feuer hilft da nicht viel. Plötzlich
erscheint uns ein Engel Gottes. So etwas haben wir noch nie erlebt, es ist
überwältigend und zugleich furchteinflößend. Da sagt der Engel zu uns:
„Fürchtet euch nicht!“ Naja, mir schlotterten trotzdem die Knie. (zögert
kurz) Und dann sagte er noch: „Ich bringe euch eine gute Nachricht, denn
euch ist heute der Retter geboren. Und damit ihr wisst, dass ich recht habe:
Geht in die nächste Stadt, nach Betlehem, dort werdet ihr das Kind frisch
gewickelt in einem Futtertrog finden.“ So einem unglaublichen Ereignis müssen
wir auf den Grund gehen. Wir lassen die Schafe im Stich und rennen nach
Betlehem. Wir suchen die ganze Stadt ab, doch keiner weiß von einem
Neugeborenen. Als wir schon aufgeben wollen, hören wir aus einem Stall ein Baby
schreien. „Was? In diesem alten Schuppen soll ein Baby geboren sein?“ Als wir
den Stall betreten, steigt uns der entsprechende Geruch in die Nase. Tiere sind
keine zu sehen. An einer Wand steht ein Futtertrog, in dem ein weißes Bündel
liegt aus dem anscheinend der Schrei kam. Daneben sitzt ein Paar, das uns
überrascht anschaut.
Obwohl wir sie nicht
kennen, sprudelt es aus uns heraus, was uns soeben auf dem Feld passiert ist.
Die beiden hören uns interessiert zu. Als wir ausgeredet haben sagt die Frau zu
uns: „Beruhigt euch doch erst einmal, ihr weckt doch bloß wieder das Kind auf.
Wir sind übrigens Maria und Josef. Unser Kind heißt Jesus und was ihr uns
erzählt, kommt uns sehr bekannt vor.“ Was Maria uns dann erzählte, beeindruckte
uns noch mehr, als das, was wir selbst erlebt hatten.
Maria war auch ein Engel
begegnet. Zu ihr hatte er gesagt: „Du
wirst schwanger werden, ohne einen Mann zu berühren. Es wird ein Sohn, den
sollst Du Jesus nennen.“ (stutzt) Moment: Jesus, das heißt doch „Gott
rettet“. Und der Engel hatte zu uns gesagt: „Euch ist heute der Retter
geboren“. Wir sind fasziniert wie das zusammenpasst. Ich sage zu Maria: „Wie
kommt ihr jetzt aber dazu hier in diesem Stall zu übernachten?“ „Das hängt mit
dem neuen Gesetz zusammen,“ sagt Josef, „wir sind eigentlich aus Nazareth, aber
jetzt musste jeder männliche Bürger in seine Geburtsstadt, um sich dort
eintragen zu lassen. Maria ist mit mir gekommen. Als wir hier in Betlehem
eintrafen war alles überfüllt, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als hier
in diesem Stall zu wohnen und den Futtertrog als Wiege zu nutzen.“ (kurze
Pause)
Da in dem Futtertrog
liegt dieses Kind, unser Retter. Jesus begeistert uns. Als wir mit Maria und
Josef ausführlich über alle Erlebnisse gesprochen und das Kind lange bestaunt
haben, kehren wir zu den Schafen zurück. Voller Freude loben wir Gott, der uns
heute so nah gekommen ist. Das ist Weihnachten.
Zu Weihnachten feiern wir also die Geburt von Jesus. Doch was hat
das mit uns zu tun? Wie gesagt ist das ja alles bereits vor langer Zeit
passiert. Ich nehme gleich vorweg: Wir Christen glauben, dass das sehr viel mit
uns zu tun hat.
Teil 2
(Zerrissenes T-Shirt): vom heruntergekommenen Gott
Das es einen Gott gibt, zumindest eine höhere Macht, glauben ja so
manche. Oder sagen wir lieber: sie halten es für möglich. Viele dieser Leute
stellen sich aber Gott als jemanden vor, der ganz weit weg ist, der nichts mit
mir zu tun hat. Dieser Gedanke ist ja auch verständlich. Wenn es einen Gott
gibt, dann muss er auch Gott sein. Logisch, ne? Ich will damit sagen, dass er
dann auch alles kann und er viel viel ist größer, als es sich irgendein Mensch
ausmalen kann. Er ist größer, besser, schlauer, mächtiger. Da ich davon aber
nichts sehe, scheint er sich nicht um uns zu kümmern. Deshalb kümmere ich mich
auch nicht um ihn.
Aber das genau bestreitet die Bibel, bestreiten Christen,
bestreitet Weihnachten. Denn dieser Jesus, der da zu Weihnachten geboren wird,
ist Gottes Sohn, ist Gott selbst. Dieser große Gott ist voller Liebe und so
macht sich ganz klein, wird Mensch und kommt uns nahe.
Was? Das geht doch nicht. Der allmächtige Gott, der soll sich dazu
herablassen als kleines, hilfloses, schreiendes Baby in einem Futtertrog zu
liegen? Ja!! Gott will den Menschen nahe sein. Und so kommt er herunter vom
Himmel, zieht sich ein zerrissenes T-Shirt an und sieht darin ziemlich
heruntergekommen aus. Naja, er ist ja auch heruntergekommen.
Für Josef und Maria, für die Hirten und viele Menschen damals war
das Grund zum feiern. Einfach weil sie nicht mehr alleine waren, sondern Gott
war mit ihnen. Der Versuch von uns aus zu Gott zu kommen muss scheitern. Gott
ist nicht von dieser Welt und wir sind und bleiben Menschen. Dafür ist Gott
aber zu ihnen gegangen und so konnten sie Gott ganz nahe sein.
Teil 3
(Schlafsack): Gott sucht uns
So wie Jesus damals für die Menschen zum anfassen da war, so
möchte Gott uns auch heute nahe sein. Ganz unaufdringlich lädt er uns zu sich
ein. Jetzt habe ich hier noch den Schlafsack. Und sie können sich vielleicht
schon denken, dass der auch etwas mit Weihnachten zu hat. Ich finde er bringt
Weihnachten sogar sehr gut zum Ausdruck! Wie gesagt ist Jesus damals hier auf
die Welt gekommen, er ist heruntergekommen. Und so nah wie er damals den Hirten
war, so nah will er uns heute sein. Jedem einzelnen.
Stellen sie sich einmal vor: Eine hochrangige Person – eine, die
sie sehr schätzen oder sehr bewundern, vielleicht ein Spitzensportler oder eine
Künstlerin, eine Person die sie gerne einmal kennen lernen würden, die ihnen
aber unerreichbar scheint (haben sie eine?) – also diese Person steht auf
einmal bei ihnen vor der Tür und sagt sie möchte Zeit mit dir verbringen. Sie
wären vielleicht verblüfft oder peinlich berührt. Vielleicht sagen sie, sie
hätten gerade nicht aufgeräumt oder sie hätten kein zu Essen da. Doch die
hochrangige Person sagt daraufhin das ihr das alles egal sei, sie wolle ja Zeit
mit dir verbringen und sich nicht die Wohnung anschauen. Ich nehme einmal an,
dass es bei dem angenehmen und spannenden Gespräch schnell spät wird. Es kommt
die Zeit ins Bett zu gehen. Sie wollen den Besucher verabschieden. Die
hochrangige Person will jedoch gerne bleiben, einfach um auch in der Nacht bei
ihnen zu sein. Da sie kein Bett frei haben lehnen sie ab. Daraufhin schlägt die
hochrangige Person, die sonst Luxushotels gewöhnt ist, vor, im Schlafsack auf
dem Fussboden zu schlafen.
Eine verrückte Geschichte und doch ist es das, was bei Weihnachten
passiert. Gott klingelt an ihrer Tür, will ihnen nahe sein. Und da sie in ihrer
Wohnung nicht unbedingt ein Bett freihaben, wäre Gott sich auch nicht zu schade
in einem Schlafsack auf dem Fussboden zu schlafen. Das ist natürlich nur ein
Bild. Doch ich finde es macht deutlich warum Gott Mensch geworden ist. Aufgrund
Seiner uneingeschränkten Liebe will Gott unbedingt, also unter allen Umständen,
mit uns zusammen sein!!! Das zeigt Weihnachten.
Abschluss:
Drei Gegenstände hatte ich ihnen zu Beginn vorgestellt. Alle drei
zeigen worum es bei Weihnachten geht.
Der Weihnachtsschmuck zeigt die Geschichte um die es sich handelt.
Das zerrissene T-Shirt und der Schlafsack machen den Inhalt deutlich. Gott
lässt sich auf unser Level herab. Er kommt herunter, oder besser: Er ist
heruntergekommen! Deshalb das zerrissene T-Shirt. Und er schlüpft in dieses
kaputte Hemd, weil er uns, gerade in unserer eigenen Zerrissenheit, begegnen
will. Und er will uns nicht punktuell begleiten, sondern er will mit uns leben,
Zeit mit uns verbringen. Und so bin ich mir sicher, dass Gott sich auch nicht
zu schade ist in einen Schlafsack zu schlüpfen, um bei uns einzuziehen.
Und dann braten wir auch dieses Jahr wieder Gefieder, um zu
feiern, dass dieser Gott uns so nahe sein möchte. Öffne Du ihm doch Deine Tür,
gib Ihm einen Platz und lass Ihn ein, in Dein Herz, in Dein Leben. Amen – das
heißt: So sei es.