Mittwoch, 6. Februar 2013

Nächster Gottesdienst im Nachbarschaftszentrum



Butter bei die Fische. So heißt unser heutiges Thema. Am Anfang wurden wir ja schon begrüßt von de Fischer un sine Fru. Die haben uns schon ein wenig darauf eingestimmt.
In einem Wörterbuch habe ich gelesen: „Gebratener oder gebackener Fisch wird oft mit einem Stückchen Butter serviert, das erst kurz vor dem Essen auf den heißen Fisch gegeben wird […]. Sobald Butter bei die Fische ist, kann gegessen werden, man kommt endlich zur Sache. Fehlt diese, ist dieses Gericht nur eine ‚halbe Sache‘.“[1]
Die Redensart bedeutet also im übertragenen Sinne: Klartext reden, zur Sache kommen, etwas anpacken, keine halben Sachen machen.
Keine halben Sachen machen, das gilt nicht nur bei der Zubereitung von Fisch. Ein Beispiel:
Im Januar hat ein Freund meine Küche neu gestrichen. Er hatte mir das angeboten, weil er wahrscheinlich gesehen hat, dass es meine Küche bitter nötig hat. Als er kam, haben wir erstmal die Hängeschränke abgenommen und den Kühlschrank von der Wand weggerückt.
Mir als Schmalspurhandwerker hätte es vielleicht auch genügt, um die Schränke herum zu streichen.
Aber mein Freund war hartnäckig: „Die müssen weg und dahinter muss auch gestrichen werden. Ich mach keine halben Sachen!“ Es hat sich tatsächlich gelohnt. Hinter dem Kühlschrank war die Wand – schwarz.
Ihr lieben Leute, Klartext reden, keine halben Sachen machen und eine Sache anpacken, darum geht es heute. Butter bei die Fische geben.
Es ist später Nachmittag. Ein stattlicher Wagen mit stattlichen Pferden rumpelt über eine einsame Wüstenstraße. Die Pferde wirbeln mit ihren Hufen Staub auf. Außer diesem Wagen ist keiner unterwegs. Drinnen im Wagen sitzt ein Mann. An seinem Äußeren sieht man schon, dass er einer von denen ist, die etwas zu sagen haben. Er ist aus Afrika. Eine hohe Stellung hat er inne am Königshof in Äthiopien.
Dieser Mann ist auf der Rückreise aus Jerusalem.
Dort hat er eine Stadtrundfahrt gemacht und im Tempel Gebete gemurmelt.
Damit ihm die lange Fahrt nach Hause nicht zu langweilig wird, hat er sich in Jerusalem etwas zu lesen besorgt. Er liest aber nicht die Jerusalemer Klatschpresse, sondern in einem Buch aus dem ersten Teil der Bibel.
Wenn ich schon mal in Jerusalem bin, dann will ich mich auch mal mit den Heiligen Schriften der Juden auseinandersetzen.
Schließlich sind die sehr berühmt. Und da mir gerade langweilig ist, lese ich mal Bibel.
So sagt er sich.
Also liest er. Ab und an muss er das Lesen unterbrechen. Der Wagen rumpelt durch ein Schlagloch. Bahn fahren ist wesentlich bequemer! An irgendeiner Stelle mitten in der Einöde sieht er einen anderen Mann am Straßenrand stehen. So, als hätte der auf ihn gewartet. Er verlangsamt seine Fahrt und versucht durch die Staubwolke hindurch etwas zu erkennen. Sieht ganz passabel aus, denkt er sich.
Der Wagen hält. Noch ehe der Äthiopier dem scheinbaren Tramper ein Wort zurufen kann, da fragt der den Äthiopier: „Verstehst du, was du liest?“ Hoppla! Wenn das mal keine Überraschung ist!
Der scheinbare Tramper heißt Philipp und er hat den Äthiopier schon eine Weile vom Straßenrand aus beobachtet. Er hat mitbekommen, was er liest. Er wusste, dass er Bibel liest. Weil der Äthiopier laut gelesen hatte. So machte man das zu der Zeit.
Philipp ist einer von denen, die Jesus kennen und sich Christen nennen.
Er hat den Äthiopier tatsächlich erwartet. Hier mitten in der Wüste. Allein wäre er da nicht drauf gekommen. Oh nein! Wer geht schon freiwillig in die Wüste und erwartet an einer einsamen Wüstenstraße einen lesenden Äthiopier! Nein. Er hat Anweisung von seinem Chef bekommen. Für ihn war es nichts Ungewöhnliches, dass der Chef mit ihm redet. Gott ist schließlich bekannt dafür, dass er redet.
Ungewöhnlich ist vielmehr die Anweisung: „Geh mal an die Wüstenstraße, die wo nach Gaza geht. Dort triffst Du auf einen. Sprich mal mit dem!“
Und so kommt es zu diesem Zusammentreffen. „Verstehst Du, was Du liest?“ Der Äthiopier antwortet: „Nein, natürlich nicht. Wie soll ich denn? Mir erklärt’s ja keiner!“
Nun lädt der Äthiopier Philipp ein, aufzusteigen und mitzufahren. Der Wagen rumpelt weiter. Philipp lässt sich zeigen, was der Äthiopier da gelesen hat. Es sind Sätze, die von einem handeln, der stirbt. So wie ein Lamm zur Schlachtung geführt wird, so stirbt dieser eine auch. Aber der beklagt sich nicht darüber.
Er lässt sich aus freiem Willen umbringen. Denn er will für andere sterben. Dieser eine erleidet diese Todesstrafe für alle. Einer für alle sozusagen. Die, die aufgrund ihrer Schuld hätten sterben müssen, die sind aus dem Schneider. Klar, dass der Äthiopier da nur Bahnhof versteht.
Aber Philipps Herz schlägt höher: „Mein lieber Freund, weißt du eigentlich, von wem du da gerade liest? Ich kenne den, von dem da die Rede ist. Der ist tatsächlich so gestorben! Aber es kommt noch besser. Der lebt. Der ist gar nicht mehr tot. Jesus heißt er.
Das, was Du da gelesen hast, das stimmt wirklich. Jesus hat die Schuldfrage gelöst. Er ist freiwillig für unsere ganze Schuld gestorben. Dadurch müssen wir nicht mehr vor Gott dafür selber gerade stehen. Das würde uns nämlich den sicheren Tod einbringen. Und zwar für immer und ewig. Jesus nimmt uns sozusagen unsere ganze Schuld ab.
Das heißt, wir können neu anfangen im Leben. Egal, was vorher gewesen ist. Das klingt ziemlich unglaublich, ist aber wahr. Ich hab’s selbst erlebt. Weil Jesus lebt!!“

Und dann überschlägt sich Philipp fast. Typisch Philipp: Er kann eben seine Klappe nicht halten von Jesus: „Jesus hat viele Leute gesund gemacht und vielen neuen Mut und neue Hoffnung gegeben. Er hat sich mit denen abgegeben, die bei allen nur die Letzten waren:
Betrüger, unheilbar Kranke, Prostituierte, am Leben Gescheiterte, einfach die Randständigen. Über die haben alle nur verächtlich gesagt: Das sind ja die Letzten! Aber Jesus hat denen, gerade denen einen neuen Wert gegeben.
Er hat mit solchen Leuten zusammengesessen und gegessen. Das waren Feste, sag ich dir!
Gerade solche Letzten sind seine Freunde geworden. Er hat sie zu Ersten gemacht. Er hat ihnen gezeigt, dass sie bei Gott die Ersten sind.
Dieser Jesus ist ein guter Freund von mir geworden. Ich hab tolle Sachen mit ihm erlebt. Und ich sage dir eins: In meinem Leben spielt er keine Rolle! Er ist der Regisseur! Er ist mein Herr! Wer den in seinem Leben hat, der hat den Hauptgewinn gezogen!“
Das geht noch eine Weile so.
Philipp erklärt dem Afrikaner schließlich, wie man Freund von Jesus wird:
„Du bist nur ein Gebet weit von Jesus entfernt. Sag ihm einfach, dass Du mit ihm leben willst und dass er dein Freund sein soll. Da brauchst Du nicht erst irgendeinen heiligen Raum aufsuchen. Du musst auch keine besonderen Worte sprechen. Rede mit ihm, wie dir der Schnabel gewachsen ist. Hauptsache, du meinst es ernst. Jesus weist keinen ab.
Er hat mal gesagt: ‚Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.‘[2] Und dann kannst du ihm alles sagen, was dich bewegt. Alles! Und er hört dich.“
Der Äthiopier hört still zu. In seinem Hirn fahren die Gedanken Karussell: Klingt tatsächlich alles ziemlich unglaublich, unerhört! Ob dieser Philipp mir eigentlich die Wahrheit sagt? Oder will der mich zu irgendeiner Sekte bekehren? Will er am Ende nur mein Geld?
Schließlich hab ich ja diesen Jesus noch nie gesehen.
Ich kann gar nicht nachprüfen, ob es ihn überhaupt gibt, geschweige denn, dass er lebt. Vielleicht war dieser Jesus einfach ein Verrückter? Für unsere Schuld gestorben...
Ich muss doch selbst für das einstehen, was ich verbockt habe. Das kann mir doch keiner abnehmen! Und warum sollte ausgerechnet dieser Jesus ein solcher Wunderknabe sein?
Aber wenn das alles doch stimmen sollte? Wenn diese alten Schriften wirklich von Jesus reden und sie damit keine Märchen sind, sondern die Wahrheit? Wenn dieser Jesus tatsächlich Schuld abnimmt? Vielleicht war es alles andere als ein Zufall, dass ich Philipp hier getroffen hab. Vielleicht wurde er ja von Gott geschickt! Hm. Wenn das so ist… Wenn man wirklich Freund von Jesus sein kann und mit ihm leben kann, weil er lebt, dann will ich auch sein Freund sein. Dann soll er mein Herr sein! Denn eigentlich habe ich ja nichts zu verlieren. Außer Zeit. Aber die verliere ich jetzt nicht länger. Ich wage es!
Ich gebe Butter bei die Fische!

 Und laut sagt der Afrikaner plötzlich: „Philipp, was sollte mich eigentlich noch davon abhalten, Freund von Jesus zu werden? Klar, ich habe Jesus noch nicht gesehen. Aber wenn das stimmt, was du sagst, dann will ich ihm auch folgen und das erleben, was du erlebst. Schau mal, hier ist ein kleiner Bach. Ich will mich gleich hier taufen lassen von dir. Ich will Christ werden.“
Gesagt, getan. Der Wagen hält. Die beiden steigen ins hüfttiefe Wasser und Philipp tauft den Äthiopier.
Er wird Christ und damit Freund von Jesus. Die beiden verabschieden sich. Der Äthiopier fährt weiter in Richtung seiner Heimat. Aber auf seinem Gesicht sieht Philipp einen Ausdruck, als wenn er sagen wollte: Jetzt gehör ich auch zu Jesus. Eine größere Freude hätte ich auf dieser Reise gar nicht erleben können. Er zieht seine Straße fröhlich.
Ihr lieben Leute, diese Geschichte wird in der Bibel berichtet. Der Äthiopier zieht seine Straße fröhlich. Diese Freude wirkt sich aus, wenn einer Christ wird. Da freue ich mich, mit Gott auf Du zu sein.
Ich entdecke, dass Jesus kein Hirngespinst ist, sondern ein lebendiges Gegenüber. Mit ihm habe ich einen starken Freund, ja Gott selbst an meiner Seite. Ich muss nicht mehr mit meiner eigenen oft sehr begrenzten Kraft mein Leben meistern. Da bin ich schnell am Ende, wenn es hart auf hart kommt.
Da freue ich mich, meine Schuld loswerden zu können, indem ich sie Jesus einfach nenne und ehrlich bekenne. Also die Dinge, die ich aus eigener Kraft nicht aus der Welt schaffen kann und die meine Beziehungen enorm belasten:
meine versteckte Rechthaberei, meine fehlende Vergebungsbereitschaft, meine unbändige Ich-Bezogenheit.
Der Äthiopier hat bestimmt noch nicht alle Fragen für sich geklärt. Und vielleicht hatte er auch noch so manche Zweifel in Bezug auf Jesus. Aber er ist dabei nicht stehengeblieben. Er hat den Sack zugebunden.
Man kann auch sagen: Er hat das Origami-Tier fertiggefaltet. Er ist ins Wasser gesprungen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Er hat angefangen, Jesus zu vertrauen. Er hat Butter bei die Fische gegeben.
Heute, wenn ihr Gottes Stimme hören werdet, so verhärtet Eure Herzen nicht.[3] So heißt es an einer Stelle in der Bibel.
Wenn Dich die ganze Sache mit Jesus und dem Glauben nicht so recht loslässt, wenn Du immer wieder darüber nachdenkst und eine Bewegung in Deinem Herzen spürst, dann hörst Du sehr wahrscheinlich die Stimme von Jesus, der Dich ruft.
Dann gib Butter bei die Fische. Dann fackel nicht länger.
Dann halte nicht länger die Mauer um Dein Herz aufrecht und verstecke dich hinter verschiedenen Ausreden, du seist zu alt, zu jung oder zu beschäftigt dafür.
Lass Deine Bedenken und Zweifel einmal beiseite. Mach ganze Sache mit Jesus. Im Bild gesprochen: Falte fröhlich fertig! Werde Freund von Jesus. Gott bietet Dir das Du an. Lebenslang! Er nimmt Dir Deine Schuld und bietet dir die Chance eines Neuanfangs.
Gib Butter bei die Fische, folge Jesus und dann ziehe Deine Straße fröhlich!
Wer zu ihm kommt, den stößt er nicht hinaus. Darauf gibt Gott Brief und Siegel. 

(G. Burkhard Wagner)


[1] http://de.wiktionary.org/wiki/Butter_bei_die_Fische
[2] Joh 6,37
[3] Hebr 3,7
 


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